
Wie schön ist es doch, sich an sein stilles Örtchen zurückzuziehen, wo man nur mit sich selbst im Raum ist und der Natur ihren freien Lauf lassen kann. Heute Morgen ging ich, wie so oft nach meinem wohltuenden Morgenkaffee, zur Toilette und freute mich, dass meine Verdauung zu funktionieren schien. Manchmal ist das ja auch so eine Sache – wer ständig zwischen Termindruck, Stresssnacks und Bewegungsmangel jongliert, darf sich nicht wundern, wenn der eigene Darm irgendwann mit verschränkten Armen in der Ecke steht und sagt: "Mach deinen Mist doch allein!"
Da sass ich also.
Stille.
Während ich so vor mich hin atmete und mein Körper sein physiologisches "Ding" erledigte, schossen mir auf einmal Gedanken hoch, die weit mehr mit Loslassen zu tun hatten, als mir je – besonders am stillen Örtchen – bewusst gewesen war. Dabei fiel mir auf, dass ich – während mein Körper seinem natürlichen Rhythmus folgte – ganz nebenbei auch ein paar alte Überzeugungen freigab, die wohl schon längst bereit waren zu gehen.
Wir kennen alle das befreiende Gefühl, wenn wir sowohl unseren Darm als auch eine volle Blase entleeren. Gehen nun noch limitierende Gedanken und alte Überzeugungen die Schüssel hinunter, kann so ein Gang zur Toilette ein wahres Freudenfest in sich werden, das jede noch so gut organisierte Party übertrumpft. Diese innere Hochstimmung – ausgelöst durch befreiende Gedanken, ein sich öffnendes Herz und ein lebendiges Körpergefühl – wäre fast schon ein eigenes Buch wert.
Heute Morgen machte ich zudem einen inneren Schritt, den ich so in dieser Form noch nie gegangen bin. Noch immer auf dem mittlerweile von meiner Haut aufgewärmten WC-Deckel sitzend, begann ich, mit meinem Körper zu sprechen. Was dabei herauskam, waren folgende Sätze:
Danke, dass Du diese wertvolle und wichtige Arbeit immer für mich tust, Du mich nährst und reinigst und mir Zeichen gibst.
Es tut mir leid, dass ich Dich in der Vergangenheit nicht gesehen und wertgeschätzt habe. Ich sehe Dich jetzt. Du bist ein Geschenk für mich und ein WUNDERWERK der Natur.
Wenn ich Dich einmal nicht sehen sollte und Du Dich einmal als Sklave fühlst, dann tut es mir von Herzen leid. Ich verspreche Dir in Zukunft, dass ich mein Bestes geben werde. Ich mag Dich wirklich sehr und danke Dir für alles, was Du für mich tust.
Nach diesen Sätzen fühlte ich mich so verbunden wie zwei Menschen, die sich zum ersten Mal begegnen und sofort spüren, dass sie eine besondere Freundschaft verbindet. Während ich diese Sätze schreibe, zaubern sie mir sowohl ein äußeres Lächeln auf die Lippen als auch ein inneres auf die Seele.
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